Laufen – ganz stark!

Alles gegeben? Iroman Nizza 2013.

Anfangen & Durchhalten beim Laufen – das Thema beschäftigt mich schon lange. Okay, mit dem Anfangen hatte ich früher nie besonders Mühe. Heute schon eher. Mit dem Durchhalten war das schon eine andere Sache: in meiner aktiven Triathlonzeit kam auf der Laufstrecke immer wieder dieser eine Punkt im Wettkampf, wo ich innerlich den Schalter umgelegt habe. Es hat angefangen weh zu tun, und ich stand vor der Entscheidung: noch mehr pushen oder nachlassen…weil ich nicht wusste, wo ich die körperliche und mentale Kraft noch herholen sollte, bog ich in die bequemere Richtung ab. Ich sagte mir: naja, ist zwar nicht nicht die gewünschte Pace, aber es ist immer noch okay, so läufst du das jetzt halt ins Ziel. Ist vielleicht auch besser, sich noch ein paar Körner aufzubewahren. Ich habe dauerhaft mit mir Zwiegespräche geführt und mir dabei eingeredet, dass das Ergebnis doch trotzdem «ganz prima» sei. Ja, das war es natürlich auch (jedenfalls meistens und im Rückblick sowieso), aber da war trotzdem immer dieses Gefühl einer kleinen Niederlage. Eine Niederlage in einem vermeintlichen Kampf gegen mich selbst. Oder war es doch schlicht und einfach das Ende meiner körperlichen Leistungsfähigkeit? Das zu unterscheiden, dafür braucht es ein sehr gutes Körperbewusstsein, über das ich damals wohl nicht verfügen konnte. Die spannende Frage, wäre es noch ein bisschen besser gegangen, ist auf jeden Fall geblieben und ich bin offenbar nicht alleine damit.

Denn genau dies treibt auch einige meiner Klienten um, die mir berichten, dass sie zwar entspannt, aber dann doch irgendwie unzufrieden im Ziel angekommen waren. Am nächsten Tag schielten sie dann schon etwas neidisch auf den sichtbaren Muskelkater der anderen Athleten…

«Hätte ich noch mehr gekonnt, wenn ich mich mehr gequält hätte?»

Laufen muss also mit mehr zu tun haben, als nur mit Lauftechnik und Kondition, mit Material, Ernährung und Regeneration. Welche Rolle spielen unsere Gedanken? Können sie die körperliche Leistungsfähigkeit beeinflussen? Probier doch mal, während dem Laufen an eine problematische Situation aus deinem Alltag zu denken….du wirst sofort langsamer. Ich wollte also herausfinden, ob ich sportliche Herausforderungen im Laufen durch mentale Techniken positiv beeinflussen kann…

Lesefutter!

…und habe mich auf die Suche nach Literatur zum Thema Mentales und Laufen gemacht. Und ich bin gelaufen! Am liebsten gleich bei mir den Berg hoch, weil es da schnell anstrengend wird, und ich verschiedene Techniken ausprobieren konnte. Dabei habe ich eine interessante Entdeckung gemacht: mit dem Maß der Anstrengung verändert sich die Wahrnehmung, sowohl meiner Umgebung, als auch meiner selbst…und die dazugehörigen passenden Regulierungstechniken habe ich dann natürlich in meine Laufcoaching- Konzepte eingebaut.

Mit dem Maß der Anstrengung verändert sich auch die Wahrnehmung, sowohl meiner Umgebung als auch meiner selbst.

Klar, laufen bei freundlichem Sonnenschein im grünen Wald kann jeder. Interessant wird angewandtes Mentaltraining erst, wenn es ungemütlich wird.

An dieser Stelle trenne ich das Läufervölkchen in 2 Gruppen: diejenigen, die das Laufen als genußvollen Ausgleich zum stressigen Alltag betreiben möchten und diejenigen, die sich ein sportliches und messbares Ziel gesetzt haben, eine neue Bestzeit, eine neue Distanz.

Während die einen sich mehr mit dem Thema Motivation und Zielsetzung beschäftigen, suchen die anderen nach passenden Techniken zum Dranbleiben und Durchhalten.

Und für alle ist es interessant, zu lernen, mit ihren Gedanken und Gefühlen konstruktiv umzugehen, die sich eben nicht immer nach «leichtfüssig-durch-grandiose-Landschaften-schwebend» anfühlen. Sondern auch mal unmotiviert und schwerfällig bis hin zu schmerzhaft im ambitionierten Wettkampf. Hilfreich sind mir dabei immer Ansätze aus der Achtsamkeit, die sich hervorragend dazu eignen, die Aufmerksamkeit zu lenken, die Konzentrationsfähigkeit zu steigern und Stress zu regulieren.

Für die beiden oben genannten Grüppchen von LäuferInnen (kann auch sehr gut sein, dass ihr euch irgendwo dazwischen wiederfindet!) habe ich 2 unterschiedliche Konzepte entwickelt.

Das Rückenwind Praxiscoaching «Schweinehunde können doch fliegen!» und «Stark im Wettkampf!«. Beide sind zunächst als Einzelcoachings konzipiert, damit ich sehr individuell auf euch eingehen kann. Es spricht natürlich nichts dagegen, wenn ihr zu zweit oder dritt kommt! In den Coachings werden wir (natürlich!) laufen, wir werden aber auch über einiges sprechen und ausprobieren. Am Ende haltet ihr ein kleines «Drehbuch» in der Hand, mit all den Techniken, die euch ganz persönlich dabei unterstützen sollen, mit mehr Freude UND Erfolg unterwegs zu sein.

Jetzt neugierig? Dann schau doch mal hier rein: «Laufen – ganz stark!»

#staystrong

Alle weiteren Fragen beantworte ich natürlich sehr gerne persönlich, am Telefon (0157 – 501 06 437) oder per mail: evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de


Vielen Dank für deine Unterstützung und die wertvollen Tipps, die mir geholfen haben, mich weiterzuentwickeln. Deine Wertschätzung und dein Verständnis für meine individuelle Situation sind eine wertvolle Unterstützung. 
Ich kann dich als Coach nur wärmstens weiterempfehlen 
Franziska


Eigentlich will ich das alles gar nicht….

…..diese oder sehr ähnliche Aussagen habe ich in den letzten Monaten einige Male im Gespräch mit meinen Mentalcoaching-Klienten gehört, manchmal kamen sie sehr spontan und in einem Moment höchster Anspannung kurz vor einem Wettkampf und manchmal auch erst nach langem Austausch, Nachdenken und Abwägen. Wenn einem Athleten oder einer Athletin solche Gedanken in den Kopf kommen, wird es wohl Zeit, sich mit seinen persönlichen Beweg-Gründen zu beschäftigen und für mich wird es wohl Zeit, das Thema Beweggründe und Motivation für euch etwas näher zu beleuchten und einen neuen Blog zu verfassen…

 

will ich das hier wirklich?

 

Jemand sehr Kluges hat mal zu mir gesagt, dass es das Wörtchen «eigentlich» gar nicht gibt, oder besser: geben sollte. Ganz offensichtlich existiert es aber ja in unserer Sprache und findet sich tatsächlich sehr häufig in unserer alltäglichen Ausdrucksweise wieder. Für was steht «eigentlich» eigentlich 😉 genau? Laut Duden weist es auf eine ursprüngliche, aber schon aufgegebene Absicht hin.

Das erlebt wohl jeder sehr oft im privaten, beruflichen oder sportlichen Alltag: «eigentlich wollte ich noch dieses, jenes, das oder anderes tun, aber das hat dann leider wieder nicht geklappt….»

 

«eigentlich….

..möchte ich gar keine Wettkämpfe» bestreiten. Das war die Aussage. Legen wir die obige Definition an, müssten wir doch annehmen, dass die ursprüngliche Absicht war, keine Wettkämpfe zu bestreiten, es dann aber aus verschiedenen Gründen doch getan wurde?!? Ich finde das sehr spannend!

Nun wendet sich natürlich niemand mit dem Satz «eigentlich möchte ich gar keine Wettkämpfe bestreiten» an mich als  Sport Mental Coach. Es sind vielmehr Anliegen wie Motivationsschwierigkeiten, Unwohlsein, Unzufriedenheit, Zweifel oder blockierende Wettkampfangst. Und zu welchem Zeitpunkt tauchen diese Gedanken und Gefühle auf? Ganz genau…nicht im stillen Kämmerlein, sondern wenn es darauf ankommt, wenn eine besondere Herausforderung kurz bevorsteht oder wenn sich der Wettkampftag nicht so entwickelt wie erhofft. Trotz allerbester Vorbereitung macht im entscheidenden Moment «der Kopf einfach zu». Der Weg zum Erfolg scheint versperrt und nur mit allergrößter Mühe überwindbar.

 

wie komme ich da bloss weiter?

Deine Gründe, dich zu bewegen

Weil Motivationsschwierigkeiten meist auf einer Inkongruenz zwischen Motiv und Ziel beruhen, gehört zu meinen Coachings immer eine Klärung der subjektiven Beweg-Gründe und das mache ich stets am Anfang unserer Zusammenarbeit. Denn passen plötzlich Bedürfnis und Verhalten nicht mehr zusammen, führt das zu Stress und Blockaden, Demotivation und Frust.

Die Fragen, mit denen wir uns beschäftigen, sind: warum bewegst du dich? Was ist dein Motiv? Was treibt dich an? Genau diese Fragen verdrängen wir oft gerne in unserem Alltag oder nehmen sie als in Stein gemeißelt und unveränderlich hin.

Doch erkannte nicht schon Heraklit 520 v.Chr.: Alles fliesst? 🙂

Bei länger andauernden Coachings wiederholen wir das also nach einer Weile wieder und schauen, ob sich an irgendeiner Stelle etwas verändert hat.

Die Gründe, warum wir uns irgendwohin bewegen, warum wir aktiv werden, warum wir ein Ziel in Angriff nehmen, beruhen auf inneren Bedürfnissen, und ein solches (oftmals unbewusstes) Bedürfnis ist nach dem Sportpsychologen Sigurd Baumann ein «erlebter Mangelzustand».¹ Diesen Mangelzustand gilt es natürlich zu beheben und das mit viel Energie und Tatendrang – wir sind also voll motiviert bei dem, was wir gerade tun. Dabei steht das am längsten unerfüllte Bedürfnis stets auf der Liste ganz oben.

Man unterscheidet zwischen diesen verschiedenen Bereichen:

1.) das Bedürfnis nach Sicherheit
2.) nach Anerkennung
3.) nach Bewegung und Körpererfahrung
4.) nach Selbstachtung
5.) nach Vertrauen
6.) nach Unabhängigkeit

Darunter packen wir eine große Anzahl von verschiedenen Fragestellungen, die ein klares Bild der Persönlichkeit des Klienten zeichnet. ²Hier mal ein paar Beispiele und vielleicht auch eine kleine Anregung zum selbst Nachdenken:

  • ich mache Sport, um Komplimente von anderen zu bekommen
  • ich mache Sport, um mich mit anderen Sportlern zu messen
  • ich mache Sport, um schlank und sportlich auszusehen
  • ich mache Sport, um auf mich stolz sein zu können
  • ich mache Sport, um mich zu erholen und die Natur zu genießen
  • ich mache Sport um mit anderen gemeinsam zu unternehmen

Undsoweiterunsofort…du bist schon ins Grübeln gekommen? Prima! Dann schau doch mal, ob eins dieser Bedürfnisse auf dich zutrifft und ob dieses vielleicht zur Zeit gerade ganz arg zu kurz kommt….und du deshalb unmotiviert bist.

Allein schon dadurch, dass wir einen Blick VON AUSSEN auf das werfen, was uns bewegt, entdecken wir Neues, Spannendes, bisher vielleicht sogar noch Unbekanntes an uns und gar nicht zu selten sind dies wertvolle Momente der (Selbst-) Erkenntnisse.

 

aus der Straßenläuferin wird eine Trailläuferin

 

Wertvolle Erkenntnisse

Beispiel eins:

Aus einer genussorientierten Mountainbikerin (Bedürfnis: Wohlbefinden, Natur, Erholung, Ruhe) wurde im Lauf der Zeit durch das Training mit einer ambitionierten Radgruppe unbemerkt eine leistungsorientierte Bikerin. Sie kommt zu mir, weil sie im Wettkampf nicht die gleiche Leistung wie im Training abrufen kann, weil sie sich blockiert fühlt. Nach der Klärung der inneren Bedürfnisse kehrt sie zu ihrem ursprünglichen Verhalten zurück: in Ruhe voller Genuss radeln, um sich in der Natur zu erholen.

Beispiel zwei:

Ich selbst bin jahrelang ambitioniert neuen Bestzeiten hinterhergejagt und stelle nun für mich fest, dass sich etwas an meinen Beweggründen gewandelt hat: ich liebe die Bewegung in der Natur in all ihren Formen, aber ich muss mich (aktuell..;-)) nicht mehr messen mit anderen. Dafür möchte ich aber nun andere SportlerInnen dabei unterstützen, ihre innere Landkarte zu betrachten und dann vielleicht neue Wege finden und gehen!

 

Wenn du das Gefühl hast, es wäre auch für dich gut, mal einen Blick auf deinen grundlegenden Bewegungsgmotive zu werfen, dann melde dich doch gerne für ein unverbindliches Erstgespräch bei mir – sehr gerne persönlich, aber natürlich auch per Skype, falls du zu weit weg von Heidelberg wohnst.

 

Zum Weiterlesen: Rückenwind Blogartikel Der Frühling, oder ein Grund, sich zu bewegen

 

In diesem Sinne, genießt die letzten Hochsommertage!

Eure Eva

 

 

1 Sigurd Baumann, «Psychologie im Sport» (2015), S. 150ff

2 Michele Ufer, «Mentaltraining für Läufer» (2016), S. 75ff

 

Stärker werden im Triathlon – welcher Typ bist du? – Teil II

Heute: Ina, die Exakte.

Ina – ein fiktiver Name- nimmt ihren Sport sehr ernst und sehr genau – ihr Ziel ist es, immer bessere Leistungen abzuliefern! Daten geben ihr das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit: sie geht niemals ohne ihre Messtechnik aus dem Haus und hält sich strikt an ihre Bereichsvorgaben. Zu Hause zeichnet sie alle Trainingseinheiten akribisch auf: die Wattmessung am Rad ist ebenso selbstverständlich, wie die Armzugzählung im Wasser oder die exakte Bestimmung der Lauf-Pace per GPS. Hinzu kommt neben dem Gewicht auch die täglich aufgenommene Kalorienmenge. Ina ist der Traum eines jeden Trainers: sie befolgt die erteilten Anweisungen aufs i-Tüpfelchen, läßt sich auch von Befindlichkeiten oder Wetterbedingungen nicht davon abbringen, ihren Plan zu erfüllen.

Diese Vorgehensweise hat ihr zu Beginn ihrer ambitionierten Triathlonkarriere sehr schnell zum Erfolg verholfen, sie kann sich exzellent durchbeißen, wenn es hart wird im Rennen. Dennoch hat sie inzwischen das Gefühl, nun auf einem Leistungsplateau angekommen zu sein und nicht mehr weiterzukommen. Sie fühlt sich an ihre Zahlen gebunden und hat Angst, ohne diese Werte den Fokus auf ihre gesteckten Ziele zu verlieren.

 

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Training in Zahlen….

 

Zahlenspiele

Es besteht kein Zweifel daran, dass unsere Messgeräte wichtig und nützlich sind für unser Training, ebenso für unsere Trainer zur Kontrolle. Ihre Aufgabe ist es, unsere Leistungsentwicklung zu unterstützen und nicht zu behindern. Was aber tun, wenn dich deine Wettkampf-Ergebnisse nicht zufriedenstellen und du das Gefühl hast, hinter deinem eigentlichen Leistungsvermögen zurückzubleiben? Eine zu starke Fixierung auf die Zahlen könnte ein möglicher Gedankenansatz sein.

 

RÜCKENWIND Gedanken: Urlaub für Ina

Zeit für Ina, mal Urlaub zu machen. Nicht Urlaub vom Training, sondern Urlaub von der technischen Unterstützung: schwimmen, radfahren und laufen, aber ohne Uhr. Für eine gewisse Zeit – vielleicht mal 2 Wochen lang – einfach spüren, wie sich Training tatsächlich anfühlt. Sehr wahr: es ist zunächst eine große Herausforderung, das individuelle Gefühl von Belastung nicht durch die Werte auf der Uhr bestimmen zu lassen.

 

 

 

Sprachspiele

 

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Weißt du, wie sich dein Laufen gerade anfühlt?

Den Zahlenspielen folgen die Sprachspiele: (er-)finde Begriffe für dein Belastungsempfinden wie z.B. gemütlich, erholsam, fordernd und trage sie in deine Trainingsaufzeichnungen ein – so lernst du mit der Zeit, auch ohne Uhr zu bestimmen, in welchem Bereich du gerade trainierst. Dies ist als Zusatz zu verstehen, nicht unter Ausschluss von Messdaten!

Zum Thema Achtsamkeit hier mehr!

 

Training nach Zustand, nicht nach Erwartungen

Damit etablierst du dir ein Training nach deinem tatsächlichen Zustand und nicht nach deinen Erwartungen – und sammelst dabei sehr viele wertvolle Erfahrungen für deinen nächsten Wettkampf. Denke dir folgende Situation: du läufst aus der Wechselzone 2 heraus: ein Blick auf deine Uhr, dein geplantes Wettkampftempo fühlt sich heute so leicht an….was also tun? Schneller laufen? Oder lieber am Plan festhalten? Anders herum: du läufst los, und spürst sofort die Härte, was jetzt? Forcieren? Mit der Gefahr völlig einzubrechen?

Entscheidend für unser Belastungsempfinden ist die Bewertung unseres Gehirns der aktuellen Situation: fällt diese negativ aus, werden Stresshormone ausgeschüttet. Die Leistungsfähigkeit wird massiv eingeschränkt oder gänzlich blockiert. Wer die eigene Körperwahrnehmung im Training geübt hat und mit mentalen Techniken die negative Bewertung in eine positive umwandeln kann, wird zu einem stärkeren Athleten!

 

Spielen erlaubt

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Aus Spaß am Sport!

Hin und wieder mal aus dem strikten Trainingskonzept ausbrechen tut gut und ist ausdrücklich erwünscht: Spaß haben, neue Strecken erkunden, nette Leute treffen….

 

 

 

 

 

 

 

 

Hast du Anmerkungen zu diesem Thema?

Dann schreib mich an, ich freue mich!

evahelms@sportmentalcoaching-ruckenwind.de 

Stärker werden im Triathlon – welcher Typ bist du? – Teil I

Stärker werden im Triathlon, das ist das größte und schönste Ziel! In meinen Gesprächen oder auch durch einfaches Lesen und Beobachten stelle ich immer wieder fest, dass der Fokus von ambitionierten Amateurathleten häufig sehr einseitig auf der Anzahl der Einheiten oder der Anzahl der geschwommenen, gefahrenen und gelaufenen km liegt. Wieviel habe ich trainiert – das ist der Maßstab für den Erfolg am Wettkampftag. Leider gerät dabei die notwendige äußere Rahmenstruktur ins Hintertreffen, die es überhaupt erst ermöglicht, beständig und gesund über einen längeren Zeitraum hinweg zu trainieren: gute Regenerations-, Schlaf- und Ernährungsgewohnheiten, Athletik und eine saubere Technik. Nach und nach schleicht sich oftmals eine gefährliche Übermüdung ein, die leider allzu oft in Verletzungen endet – und in einem Wettkampfergebnis weitab der eigenen Erwartungen und Hoffnungen. Und das schlägt sich mächtig auf die Motivation nieder!

 

Alles eine Typfrage?

Ich habe mir dazu RÜCKENWIND Gedanken gemacht und möchte euch in einer mehrteiligen Blogserie 4 Typen von Triathletinnen und Triathleten vorstellen. Sie alle eint das ungute Gefühl, ihr Potenzial, ihre Trainingsleistungen im Wettkampf nicht abrufen zu können. Vielleicht findest du dich ja auch darunter wieder? (Ähnlichkeiten mit mir persönlich bekannten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt!) Den Anfang macht Andreas, der Beschäftigte. Es folgen Ina, die Herrin der Leistungsdaten; Luisa, die Trainingsweltmeisterin und David, der ganz Lockere.

 

Wenn Du die nächsten Beiträge druckfrisch per mail erhalten möchtest, trage dich hier bitte ein:

 

Typ 1: Andreas, der Beschäftigte

Andreas hat einen anspruchsvollen Beruf in einer Wachstumsbranche und trägt viel Verantwortung. Er reist viel und und macht ständig ungeplante Überstunden.  Seine Frau toleriert dennoch seine Begeisterung für seinen Sport und unterstützt ihn. Die beiden haben zwei Kinder im Alter von 10 -12 Jahren. Andreas ist sehr ehrgeizig, beliest sich in Foren und Zeitschriften, verfügt über teures Material und schaut, wie die Profis das machen. Seinen Trainingsplan bekommt er von einem Coach. Häufig kürzt er seinen Schlaf, um Einheiten in seiner vollen Woche unterzubringen, Essen findet viel zu oft schnell und ungesund statt. Er fühlt sich zunehmend müde und abgekämpft. Seine Hauptsorge gilt dem Gefühl, seinen Trainingsplan nicht erfüllen zu können und noch mehr, dass er auf einem Leistungsplateau angekommen zu sein scheint und nicht mehr schneller wird.

 

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….immer in Eile! Quelle: pixabay

 

 

RÜCKENWIND Gedanken.

Wenn Andreas so weitermacht, wird er sich vermutlich in absehbarer Zeit verletzen oder mit dem Sport aufhören. Das Verhältnis von Training und Regeneration stimmt nicht mehr. Auch das Verhältnis von Training und dem Rest seines Lebens ist in eine Schieflage geraten: sein Training ist nicht Bestandteil seines Lebens, sondern wird noch oben drauf gesetzt. In seiner Vorstellung muss er, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, eine bestimmte Anzahl Stunden trainieren – also hechelt er mühevoll seinem Plan hinterher, immer im Gefühl, nicht ausreichend getan zu haben. Andreas braucht eine Pause. Dringend. Und eine neue Struktur. In einer Analyse sollte er genau herausarbeiten, wie viel Zeit er tatsächlich zum Training übrig hat in der Woche, nach Erfüllen aller seiner Pflichten und Zeit mit und für seine Familie. Und diese Zeit wird dann mit qualitativ unterschiedlichen Einheiten gefüllt: es gibt die unverzichtbaren Schlüsseleinheiten, und die flexiblen Aufbaueinheiten, die notfalls auch mal gekürzt oder gestrichen werden dürfen. Den Inhalt seiner Einheiten hat er verstanden haben und erachtet sie für sinnvoll. Erfolgreich abgeschlossene Einheiten machen glücklich und motivieren, dranzubleiben – dafür darf er sich dann auch mal belohnen! Ganz wichtig für Andreas sind regelmäßig ausreichend Schlaf und gesundes Essen. Ein Perspektivwechsel wird fällig: nicht mehr, wieviel Stunden brauche ich, um erfolgreich zu sein, sondern wie gestalte ich die zur Verfügung stehenden Stunden optimal? Dann kann es mit der Leistungsentwicklung weitergehen bei unserem beschäftigtem Andreas.

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gute Aussichten mit einem klaren Weg…

 

 

 

Hast du Anmerkungen zu diesem Thema?

Dann schreib mich an, ich freue mich!

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Mit Achtsamkeit zum Erfolg in Training und Wettkampf

Viele Wettkampfblogberichte – auf allen Leistungsniveaus – lesen sich ähnlich: «Es war ein toller Wettkampf, gute Stimmung, etc….aber das Ergebnis leider nicht so wie erhofft oder geplant…»  Der geneigte Leser erfährt, wie akribisch die eigene Leistung auf der Uhr und dem Wattmesser mitverfolgt, etwaige Rückstände sofort hochgerechnet und ständig mögliche Platzierungen berechnet wurden. Dazwischen immer wieder Erklärungen für die vermeintlich unzureichende Leistung. Und am Ende dann die Konsequenz: noch mehr, noch härteres Training….also noch mehr Zahlen! Ich finde das schade: der -häufig ja sehr teure- Wettkampf wird auf Zahlen reduziert, und diese werden zum Maßstab des Empfindens gemacht. «Wieder die sub10 nicht geschafft»… stand da. Ein langer Bericht über eine gefühlte Niederlage. Der Gedanke sub 10 wurde scheinbar schon in der Vorbereitung mit einem Glücksgefühl verbunden, der Gedanke 10 plus mit einem Enttäuschungsgefühl. Top oder Flop. Wo bleibt die Beschreibung eines schönen Erlebnisses? Ich finde kein Wort zu dem, was der Athlet in seinem Wettkampf gesehen, gehört, gerochen, gespürt und wahrgenommen hat. Und das wäre doch mal eine schöne, wertvolle und bleibende Erinnerung….

 

 

 

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Rückenwind, salzige Meerluft, klare Farben, Rauschen der Wellen….

 

 

Wo ist eigentlich deine Aufmerksamkeit? 

Angefangen haben wir doch irgendwann mal alle gleich: aufgeregt, gespannt und aus vollen Zügen die Atmosphäre, die Anstrengung und den Stolz im Ziel genießend! Das Gefühl von Unbefangenheit, von Übermut und Freude, von Stärke und Unbesiegbarkeit, von Leichtigkeit. Im Laufe der Zeit und häufig unbemerkt wandert die Aufmerksamkeit jedoch hin zu den Zahlen, den Wattwerten, den Ergebnissen, den Platzierungen. Und mit ihr die Bewertung der eigenen Leistung. Es scheint, als ob dabei die Wahrnehmung für die Umgebung und den eigenen Körper auf der Strecke bliebe. Und damit auch ein spürbar zufriedenes Gefühl am Ende des Tages.

 

Aufmerksamkeit bewußt steuern

Habt Ihr Euch schon mal damit beschäftigt, wie sich Gefühle (Freude, Glück, Stärke, aber auch Traurigkeit, Wut, Frust) im Körper tatsächlich anfühlen? Dabei geht es nicht um Gedanken und Bewertungen, sondern ganz schlicht um das reale eigene Körperempfinden. Beobachtet Euch doch mal selbst: was macht mein Atem, wie fühlen sich meine Muskeln an, in welcher Haltung stehe ich gerade da, wohin schaue ich….das kann zu einer spannenden Entdeckungsreise werden! Diese Achtsamkeit lehrt uns einiges über uns selbst und gibt uns zugleich wertvolles Input für unser Leistungsvermögen im Training und im Wettkampf.

Und es kommt sogar noch besser: wir können uns dieses Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit zu steuern, zunutze machen, sie sogar gezielt einsetzen, um z.B. eine große Herausforderung zu meistern. Wer weiß wie er sich fühlt, wenn er sich gut fühlt, kann seine Aufmerksamkeit im Training und Wettkampf bewußt dahin steuern, wo sie hin soll: zu meiner persönlichen und optimalen Leistungsfähigkeit an diesem Tag!

 

 

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Spannung und Vorfreude auf das Kommende….

 

 

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Achtsamkeit und die Steuerung der Aufmerksamkeit können nicht erst im Wettkampf zum Einsatz kommen, sondern müssen trainiert werden, regelmäßig, ebenso wie die Muskulatur! Klingt zu sehr nach «oooooommm»? Ist es nicht. Es ist neben den wichtigen Trainingsdaten und Leistungswerten, dem Material und dem technischen und taktischen Können ein weiterer Baustein zum sportlichen Erfolg. Und leicht zu lernen. Mindful Triathlon Coaching ist ein von mir entwickeltes kleines Zusatz-Trainingsprogramm, dass Dir Schritt für Schritt nicht nur zur körperlichen Stärke verhilft, sondern auch zu einer inneren, mentalen Stärke. Mehr Zufriedenheit, Selbstvertrauen und Gelassenheit. Im Sport und im Alltag.

Mehr dazu findest du hier. 

 

LESESTOFF zum Thema Achtsamkeit im Leistungssport bei sportpsychologen.de.

 

Noch Fragen dazu? Oder Anregungen? Ideen? Erfahrungsberichte?

Ich freue mich über Post!

 

Genießt den schönen Herbst,

Eure EvaIMG_4249

 

evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de

 

 

 

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