«Bleib dran!» – wie wir gute Selbstgespräche wirksam einsetzen können

Seid ihr bereit? Bald steht der erste Wettkampf vor der Tür: raus aus der vertrauten Trainingsumgebung – und rein in die bunte Wettkampfatmosphäre! Kaum sind wir aus dem Auto ausgestiegen, werden all unsere Sinne förmlich überflutet von Eindrücken: die Umgebung, das Gewusel von Athleten und Zuschauern, die Musik und Durchsagen, der Geruch von Chlor, Neopren und Sonnencreme. Und nicht zuletzt unsere Gefühle von Anspannung, Vorfreude und Aufregung! All dies zieht unsere Aufmerksamkeit wie ein Magnet auf sich. Wir bewegen uns in einer komplett neuen Situation, fernab der Routine und fühlen uns gefordert. Das setzt bei den meisten AthletInnen das Gedankenkarussel in Gang und wir spüren Anspannung und Nervosität. Können wir uns selbst beruhigen? Mein neuer Blog beschreibt, wie wir gute Selbstgespräche wirksam einsetzen können…

Buntes Durcheinander…auch im Kopf!

Mal ganz nüchtern betrachtet: wir können doch radfahren, laufen und schwimmen, oder?! Warum spüren wir also plötzlich Nervosität, Anspannung, Unruhe oder sogar Druck und Stress? Warum nicht einfach das tun, was wir immer tun?

Die Aufmerksamkeit

Ich benutze dafür gerne ein Bild: unsere Aufmerksamkeit können wir uns wie einen Leuchtturm vorstellen, der pausenlos kreisend die Umgebung kontrolliert. Alle Wahrnehmungen werden aufgenommen und bewertet: ist das gut für uns oder schlecht? Langweilig oder interessant? Bedrohlich oder spannend?

die Aufmerksamkeit kontrolliert ständig die Umgebung
…immer wach: die Aufmerksamkeit!

Nun wird im Kopf verglichen: was haben wir bisher an Erfahrungen gemacht? Ist das Ergebnis für mich heute bedeutsam? Sogar in die Zukunft wird geleuchtet: was würde passieren, wenn? Reichen meine Fähigkeiten überhaupt aus? Es entsteht also einige Unruhe im Kopf…wer sich nicht mehr in der Routine bewegt, muss aktiv denken. Wie könnten wir Selbstgespräche wirksam einsetzen? Andersrum: denkt ihr beim Autofahren noch darüber nach,was ihr gerade tut?

Die Selbstgespräche

Wir tun es alle: Selbstgespräche führen. Denn unsere Gedanken sind nichts anderes als gesprochene Sätze – mal laut, mal leise. Und die können sehr unterschiedlich ausfallen:

  • mmmmmiiimiiii…das wird bestimmt nichts heute!
  • das ist so mega, das ist mein Tag heute!
  • oh, ich bin so aufgeregt!
  • hoffentlich schaffe ich das….
  • die anderen sehen alle so unglaublich schnell aus…

Die Emotionen

Alle diese Gedanken lösen Emotionen aus, in all ihren denkbaren Variationen: von himmelhochjauchzend bis hin zu zu Tode betrübt. Unangenehme Gefühle wie Stress, Angst, Zweifel, Druck verhindern starke Leistungen. Eine solche Beeinträchtigung hat bestimmt jeder schon mal erlebt, z.B. wenn man Sorgen aus dem Alltag mit in ein anspruchsvolles Training genommen hat.

Stress im Wettkampf

Auch in meinen Coachings habe ich das schon einige Male gehört: «da waren noch viele Körner im Tank, ich war im Ziel gar nicht so kaputt und das macht mich unzufrieden….» Habe ich dann genauer nachgefragt, wurde während des Wettkampfs sehr viel «nachgedacht», Gedanken wie: ich hebe mir lieber noch Kraft auf, ich möchte mich ja nicht verausgaben….Gedanken und die damit zusammenhängenden Emotionen haben einen großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit.

Die wirksamen Selbstgespräche

Wie könnten wir gute Selbstgespräche um-formulieren und dann selbstwirksam einsetzen? Neben dem Aufnehmen der Unterstützung von außen, dem Anfeuern, der Musik, der Stimmung, die uns zusätzlich motiviert? Auf Sportpsychologen.de findet ihr übrigens auch einen guten Artikel dazu!

Kopf und Körper wollen wissen, was zu tun ist. Formuliere also deine Gedanken im Vorfeld neu und besetze deine Gedankensinn konstruktiv. Achte dabei auf positive Formulierungen und bleibe wertschätzend in der Ich-Form.

Im Laufe meiner zahlreichen Selbstversuche habe ich 3 Möglichkeiten gefunden, die für mich persönlich passen und die ich euch hier mal vorstellen möchte:

1.) wenn leichte Anstrengung spürbar wird, gebe ich klare technische Anweisungen an mich selbst:
z.B. beim Laufen: «kleine, schnelle Schritte», «Kopf hoch!»…

2.) wenn die Anstrengung größer wird, mache ich mir emotionale Ansagen:
z.B. «ruhig bleiben», «dranbleiben», «lächeln», «dieses Training macht dich schneller!»…

3.) wenn die Anstrengung dann wirklich sehr, sehr groß ist, falle ich in einen Rhythmus:
z.B. ich zähle, ich sage mir einen einfachen Reim auf, wie ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm….

guet Selbstgespräche unterstützen in herausfordernden Situationen
Stolz auf die eigene Leistung!

Das Training

Selbstgespräche sind eine höchst individuelle Angelegenheit, jeder sollte seine für sich passenden Formulierungen entwickeln und dann ausprobieren. Auch hier gilt: Mentaltraining ist ein Training! Von einmal ausprobieren ändert sich nichts, gar nichts. Die Wiederholungen etablieren die neuen Muster und nur das, was zur Gewohnheit geworden ist, lässt sich auch in herausfordernden Situationen abrufen!

Als Sport Mental Coach erarbeite ich mit euch gemeinsam euer ganz persönliches Set an Sätzen, Bildern und Visualisierungen, die euch unterstützen, gute Leistungen zu erbringen. Das können wir übrigens auch gut auch Skype oder Facetime machen, falls du weiter weg wohnst!

In diesem Sinne, viel Erfolg und gute Selbstgespräche für eure anstehenden Herausforderungen!

Eure Eva

Herzenssache

«Du strahlst ja über das ganze Gesicht!» Ich habe noch kein einziges Wort gesagt und trotzdem sieht mein Freund es mir offenbar beim Nachhausekommen sofort an: meine tiefe Zufriedenheit, die mir die Arbeit mit meinen Kunden schenkt – jedes einzelne Coaching. Im Wasser, auf dem Rad, in den Laufschuhen oder am Coachingtisch. Es ist einfach meine Herzenssache. Das heißt nicht, dass jeder Tag super läuft, dass mir nicht dumme Sachen und Fehler passieren, unfreundliche, ja sogar unverschämte Menschen begegnen, dass ich Rückschläge erlebe an Stellen, wo ich sie so vielleicht gar nicht erwartet hätte. Aber ich engagiere mich, lerne und arbeite viel, überwinde Hindernisse, erweitere meinen Horizont. Ich weiß, wo ich hin will, ich kenne mein Ziel.

Ein Ziel ist dann ein gutes Ziel, wenn es ein herausforderndes Ziel ist.

Ist ein Ziel leicht mal eben so zu erreichen, langweilen wir uns schnell. Ist das Ziel hingegen fast unmöglich zu erreichen, wenden wir uns ebenso schnell in Frust ab. Aufgabe ist es also, ein herausforderndes Ziel zu finden, eines, für welches wir uns anstrengen müssen, aber welches zugleich im Bereich der realistischen Machbarkeit liegt!

Jeder hat seine eigene Herzenssache..meine war Hawaii 2012!

Vielleicht kennt ihr sie ja schon, die bekannte SMART Formel (George T. Daran, 1981) für das Formulieren von _guten_ Zielen, also Zielen, die eurer dauerhaften Motivation dienen. Danach müssen Ziele bestimmte Eigenschaften aufweisen: S steht für spezifisch, M für messbar, A für erreichbar, R für Relevanz und T für terminiert.

Ich möchte heute mal ein paar Zeilen zu der Relevanz schreiben, was man hier auch gleichsetzen kann mit individueller Bedeutsamkeit, mit Leidenschaft, großem Interesse – Herzenssache eben.

Ein großartiges Beispiel für die tiefe Relevanz eines Ziels zeigt Patrick Lange beim Zielinterview auf Hawaii 2017 – immer wieder absolut sehenswert!

https://www.youtube.com/watch?v=7ob3b0ECOIc

Und was ist deine Herzenssache?

Und was ist deine Herzenssache? Wir alle haben vermutlich nicht schon als Kind wie Patrick von DEM großen sportlichen Erfolg geträumt, sondern sind da irgendwann irgendwie hineingeschlittert: meist begonnen als Genußsportler und haben erst im Laufe der Zeit eine Relevanz entwickelt. Mit der wachsenden Leistungsfähigkeit und vielfach beeinflusst von außen tauchten dann immer neue (und zumeist größere) Ziele am Horizont auf.

Fast unbemerkt verschiebt sich nun häufig der Fokus, hin zu weiter-höher-schneller. Die Vereinskollegen sagen: hey, du könntest doch noch viel mehr! Ist das höher-weiter-schneller aber überhaupt noch eine Herzenssache für dich? Diese Frage solltest du dir besonders dann stellen, wenn deine Motivation über einen längeren Zeitraum hinweg schwächelt, du sehr viel krank oder verletzt bist, die Ausgeglichenheit zwischen Beruf, Familie und Sport ins Schwanken gerät, du unter Druck stehst und unzufrieden bist. Einen weiteren Rückenwind Blogartikel zum Thema Motvation findest du hier.

Wie kann ich feststellen, was für mich relevant ist?

Die meisten von uns würden diese Frage auf der kognitiven Ebene beantworten, also durch Nachdenken und Grübeln. Das endet dann jedoch allzu gerne in einer endlosen Gedankenschleife. Denn in unserem Kopf geht es immerzu sehr bunt zu, iss herrscht ein wildes Hin und Her zwischen verschiedenen Zeitzonen, Erlebnissen, Erfahrungen und Zukunftserwartungen. Und das macht es schwer, durch reines Nachdenken eine eindeutige, klare Antwort zu finden…

Die Antwort gibt das Gefühl

Die Antwort gibt dein Gefühl. Deshalb arbeite ich mit meinen Kunden mit Bildern, ich lasse sie sich vorstellen, wie es wäre, ein bestimmtes Ziel zu erreichen…mit allen Sinnen, in allen seinen außen und innen Details und Emotionen. Ein aufmerksamer Blick meinerseits, eine Wahrnehmung deinerseits und du erkennst, ob dies deine Herzenssache ist: die Augen leuchten, das Lächeln verschmitzt, das Aufrichten auf dem Stuhl…dein eigener Körper dient als gute Bühne für deine Gefühle.


mentale Stärke im Ausdruck…

Und was kann ich als Sportmental Coach für dich tun? Manchmal tut ein Blick von außen einfach gut, bietet einen zusätzlichen Blickwinkel, eine zusätzliche Perspektive auf das eigene Erleben…schreib mich gerne kurz an und wir vereinbaren ein kostenloses Kennenlerngespräch!

evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de

Laufen – ganz stark!

Alles gegeben? Iroman Nizza 2013.

Anfangen & Durchhalten beim Laufen – das Thema beschäftigt mich schon lange. Okay, mit dem Anfangen hatte ich früher nie besonders Mühe. Heute schon eher. Mit dem Durchhalten war das schon eine andere Sache: in meiner aktiven Triathlonzeit kam auf der Laufstrecke immer wieder dieser eine Punkt im Wettkampf, wo ich innerlich den Schalter umgelegt habe. Es hat angefangen weh zu tun, und ich stand vor der Entscheidung: noch mehr pushen oder nachlassen…weil ich nicht wusste, wo ich die körperliche und mentale Kraft noch herholen sollte, bog ich in die bequemere Richtung ab. Ich sagte mir: naja, ist zwar nicht nicht die gewünschte Pace, aber es ist immer noch okay, so läufst du das jetzt halt ins Ziel. Ist vielleicht auch besser, sich noch ein paar Körner aufzubewahren. Ich habe dauerhaft mit mir Zwiegespräche geführt und mir dabei eingeredet, dass das Ergebnis doch trotzdem «ganz prima» sei. Ja, das war es natürlich auch (jedenfalls meistens und im Rückblick sowieso), aber da war trotzdem immer dieses Gefühl einer kleinen Niederlage. Eine Niederlage in einem vermeintlichen Kampf gegen mich selbst. Oder war es doch schlicht und einfach das Ende meiner körperlichen Leistungsfähigkeit? Das zu unterscheiden, dafür braucht es ein sehr gutes Körperbewusstsein, über das ich damals wohl nicht verfügen konnte. Die spannende Frage, wäre es noch ein bisschen besser gegangen, ist auf jeden Fall geblieben und ich bin offenbar nicht alleine damit.

Denn genau dies treibt auch einige meiner Klienten um, die mir berichten, dass sie zwar entspannt, aber dann doch irgendwie unzufrieden im Ziel angekommen waren. Am nächsten Tag schielten sie dann schon etwas neidisch auf den sichtbaren Muskelkater der anderen Athleten…

«Hätte ich noch mehr gekonnt, wenn ich mich mehr gequält hätte?»

Laufen muss also mit mehr zu tun haben, als nur mit Lauftechnik und Kondition, mit Material, Ernährung und Regeneration. Welche Rolle spielen unsere Gedanken? Können sie die körperliche Leistungsfähigkeit beeinflussen? Probier doch mal, während dem Laufen an eine problematische Situation aus deinem Alltag zu denken….du wirst sofort langsamer. Ich wollte also herausfinden, ob ich sportliche Herausforderungen im Laufen durch mentale Techniken positiv beeinflussen kann…

Lesefutter!

…und habe mich auf die Suche nach Literatur zum Thema Mentales und Laufen gemacht. Und ich bin gelaufen! Am liebsten gleich bei mir den Berg hoch, weil es da schnell anstrengend wird, und ich verschiedene Techniken ausprobieren konnte. Dabei habe ich eine interessante Entdeckung gemacht: mit dem Maß der Anstrengung verändert sich die Wahrnehmung, sowohl meiner Umgebung, als auch meiner selbst…und die dazugehörigen passenden Regulierungstechniken habe ich dann natürlich in meine Laufcoaching- Konzepte eingebaut.

Mit dem Maß der Anstrengung verändert sich auch die Wahrnehmung, sowohl meiner Umgebung als auch meiner selbst.

Klar, laufen bei freundlichem Sonnenschein im grünen Wald kann jeder. Interessant wird angewandtes Mentaltraining erst, wenn es ungemütlich wird.

An dieser Stelle trenne ich das Läufervölkchen in 2 Gruppen: diejenigen, die das Laufen als genußvollen Ausgleich zum stressigen Alltag betreiben möchten und diejenigen, die sich ein sportliches und messbares Ziel gesetzt haben, eine neue Bestzeit, eine neue Distanz.

Während die einen sich mehr mit dem Thema Motivation und Zielsetzung beschäftigen, suchen die anderen nach passenden Techniken zum Dranbleiben und Durchhalten.

Und für alle ist es interessant, zu lernen, mit ihren Gedanken und Gefühlen konstruktiv umzugehen, die sich eben nicht immer nach «leichtfüssig-durch-grandiose-Landschaften-schwebend» anfühlen. Sondern auch mal unmotiviert und schwerfällig bis hin zu schmerzhaft im ambitionierten Wettkampf. Hilfreich sind mir dabei immer Ansätze aus der Achtsamkeit, die sich hervorragend dazu eignen, die Aufmerksamkeit zu lenken, die Konzentrationsfähigkeit zu steigern und Stress zu regulieren.

Für die beiden oben genannten Grüppchen von LäuferInnen (kann auch sehr gut sein, dass ihr euch irgendwo dazwischen wiederfindet!) habe ich 2 unterschiedliche Konzepte entwickelt.

Das Rückenwind Praxiscoaching «Schweinehunde können doch fliegen!» und «Stark im Wettkampf!«. Beide sind zunächst als Einzelcoachings konzipiert, damit ich sehr individuell auf euch eingehen kann. Es spricht natürlich nichts dagegen, wenn ihr zu zweit oder dritt kommt! In den Coachings werden wir (natürlich!) laufen, wir werden aber auch über einiges sprechen und ausprobieren. Am Ende haltet ihr ein kleines «Drehbuch» in der Hand, mit all den Techniken, die euch ganz persönlich dabei unterstützen sollen, mit mehr Freude UND Erfolg unterwegs zu sein.

Jetzt neugierig? Dann schau doch mal hier rein: «Laufen – ganz stark!»

#staystrong

Alle weiteren Fragen beantworte ich natürlich sehr gerne persönlich, am Telefon (0157 – 501 06 437) oder per mail: evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de


Vielen Dank für deine Unterstützung und die wertvollen Tipps, die mir geholfen haben, mich weiterzuentwickeln. Deine Wertschätzung und dein Verständnis für meine individuelle Situation sind eine wertvolle Unterstützung. 
Ich kann dich als Coach nur wärmstens weiterempfehlen 
Franziska


Eigentlich will ich das alles gar nicht….

…..diese oder sehr ähnliche Aussagen habe ich in den letzten Monaten einige Male im Gespräch mit meinen Mentalcoaching-Klienten gehört, manchmal kamen sie sehr spontan und in einem Moment höchster Anspannung kurz vor einem Wettkampf und manchmal auch erst nach langem Austausch, Nachdenken und Abwägen. Wenn einem Athleten oder einer Athletin solche Gedanken in den Kopf kommen, wird es wohl Zeit, sich mit seinen persönlichen Beweg-Gründen zu beschäftigen und für mich wird es wohl Zeit, das Thema Beweggründe und Motivation für euch etwas näher zu beleuchten und einen neuen Blog zu verfassen…

 

will ich das hier wirklich?

 

Jemand sehr Kluges hat mal zu mir gesagt, dass es das Wörtchen «eigentlich» gar nicht gibt, oder besser: geben sollte. Ganz offensichtlich existiert es aber ja in unserer Sprache und findet sich tatsächlich sehr häufig in unserer alltäglichen Ausdrucksweise wieder. Für was steht «eigentlich» eigentlich 😉 genau? Laut Duden weist es auf eine ursprüngliche, aber schon aufgegebene Absicht hin.

Das erlebt wohl jeder sehr oft im privaten, beruflichen oder sportlichen Alltag: «eigentlich wollte ich noch dieses, jenes, das oder anderes tun, aber das hat dann leider wieder nicht geklappt….»

 

«eigentlich….

..möchte ich gar keine Wettkämpfe» bestreiten. Das war die Aussage. Legen wir die obige Definition an, müssten wir doch annehmen, dass die ursprüngliche Absicht war, keine Wettkämpfe zu bestreiten, es dann aber aus verschiedenen Gründen doch getan wurde?!? Ich finde das sehr spannend!

Nun wendet sich natürlich niemand mit dem Satz «eigentlich möchte ich gar keine Wettkämpfe bestreiten» an mich als  Sport Mental Coach. Es sind vielmehr Anliegen wie Motivationsschwierigkeiten, Unwohlsein, Unzufriedenheit, Zweifel oder blockierende Wettkampfangst. Und zu welchem Zeitpunkt tauchen diese Gedanken und Gefühle auf? Ganz genau…nicht im stillen Kämmerlein, sondern wenn es darauf ankommt, wenn eine besondere Herausforderung kurz bevorsteht oder wenn sich der Wettkampftag nicht so entwickelt wie erhofft. Trotz allerbester Vorbereitung macht im entscheidenden Moment «der Kopf einfach zu». Der Weg zum Erfolg scheint versperrt und nur mit allergrößter Mühe überwindbar.

 

wie komme ich da bloss weiter?

Deine Gründe, dich zu bewegen

Weil Motivationsschwierigkeiten meist auf einer Inkongruenz zwischen Motiv und Ziel beruhen, gehört zu meinen Coachings immer eine Klärung der subjektiven Beweg-Gründe und das mache ich stets am Anfang unserer Zusammenarbeit. Denn passen plötzlich Bedürfnis und Verhalten nicht mehr zusammen, führt das zu Stress und Blockaden, Demotivation und Frust.

Die Fragen, mit denen wir uns beschäftigen, sind: warum bewegst du dich? Was ist dein Motiv? Was treibt dich an? Genau diese Fragen verdrängen wir oft gerne in unserem Alltag oder nehmen sie als in Stein gemeißelt und unveränderlich hin.

Doch erkannte nicht schon Heraklit 520 v.Chr.: Alles fliesst? 🙂

Bei länger andauernden Coachings wiederholen wir das also nach einer Weile wieder und schauen, ob sich an irgendeiner Stelle etwas verändert hat.

Die Gründe, warum wir uns irgendwohin bewegen, warum wir aktiv werden, warum wir ein Ziel in Angriff nehmen, beruhen auf inneren Bedürfnissen, und ein solches (oftmals unbewusstes) Bedürfnis ist nach dem Sportpsychologen Sigurd Baumann ein «erlebter Mangelzustand».¹ Diesen Mangelzustand gilt es natürlich zu beheben und das mit viel Energie und Tatendrang – wir sind also voll motiviert bei dem, was wir gerade tun. Dabei steht das am längsten unerfüllte Bedürfnis stets auf der Liste ganz oben.

Man unterscheidet zwischen diesen verschiedenen Bereichen:

1.) das Bedürfnis nach Sicherheit
2.) nach Anerkennung
3.) nach Bewegung und Körpererfahrung
4.) nach Selbstachtung
5.) nach Vertrauen
6.) nach Unabhängigkeit

Darunter packen wir eine große Anzahl von verschiedenen Fragestellungen, die ein klares Bild der Persönlichkeit des Klienten zeichnet. ²Hier mal ein paar Beispiele und vielleicht auch eine kleine Anregung zum selbst Nachdenken:

  • ich mache Sport, um Komplimente von anderen zu bekommen
  • ich mache Sport, um mich mit anderen Sportlern zu messen
  • ich mache Sport, um schlank und sportlich auszusehen
  • ich mache Sport, um auf mich stolz sein zu können
  • ich mache Sport, um mich zu erholen und die Natur zu genießen
  • ich mache Sport um mit anderen gemeinsam zu unternehmen

Undsoweiterunsofort…du bist schon ins Grübeln gekommen? Prima! Dann schau doch mal, ob eins dieser Bedürfnisse auf dich zutrifft und ob dieses vielleicht zur Zeit gerade ganz arg zu kurz kommt….und du deshalb unmotiviert bist.

Allein schon dadurch, dass wir einen Blick VON AUSSEN auf das werfen, was uns bewegt, entdecken wir Neues, Spannendes, bisher vielleicht sogar noch Unbekanntes an uns und gar nicht zu selten sind dies wertvolle Momente der (Selbst-) Erkenntnisse.

 

aus der Straßenläuferin wird eine Trailläuferin

 

Wertvolle Erkenntnisse

Beispiel eins:

Aus einer genussorientierten Mountainbikerin (Bedürfnis: Wohlbefinden, Natur, Erholung, Ruhe) wurde im Lauf der Zeit durch das Training mit einer ambitionierten Radgruppe unbemerkt eine leistungsorientierte Bikerin. Sie kommt zu mir, weil sie im Wettkampf nicht die gleiche Leistung wie im Training abrufen kann, weil sie sich blockiert fühlt. Nach der Klärung der inneren Bedürfnisse kehrt sie zu ihrem ursprünglichen Verhalten zurück: in Ruhe voller Genuss radeln, um sich in der Natur zu erholen.

Beispiel zwei:

Ich selbst bin jahrelang ambitioniert neuen Bestzeiten hinterhergejagt und stelle nun für mich fest, dass sich etwas an meinen Beweggründen gewandelt hat: ich liebe die Bewegung in der Natur in all ihren Formen, aber ich muss mich (aktuell..;-)) nicht mehr messen mit anderen. Dafür möchte ich aber nun andere SportlerInnen dabei unterstützen, ihre innere Landkarte zu betrachten und dann vielleicht neue Wege finden und gehen!

 

Wenn du das Gefühl hast, es wäre auch für dich gut, mal einen Blick auf deinen grundlegenden Bewegungsgmotive zu werfen, dann melde dich doch gerne für ein unverbindliches Erstgespräch bei mir – sehr gerne persönlich, aber natürlich auch per Skype, falls du zu weit weg von Heidelberg wohnst.

 

Zum Weiterlesen: Rückenwind Blogartikel Der Frühling, oder ein Grund, sich zu bewegen

 

In diesem Sinne, genießt die letzten Hochsommertage!

Eure Eva

 

 

1 Sigurd Baumann, «Psychologie im Sport» (2015), S. 150ff

2 Michele Ufer, «Mentaltraining für Läufer» (2016), S. 75ff

 

Rückenwind Notizen Mai 2018

In den letzten beiden Monaten war viel los…

…und so habe ich beschlossen, anstatt einen neuen Text über Mentaltraining zu verfassen, euch lieber in den Rückenwind Notizen Mai 2018 einen kleinen Einblick in meine praktische Arbeit als Sport Mental Coach zu geben. Vielleicht findest du ja auch die eine oder andere Idee für dich darin….viel Spaß beim Lesen!

Die Sonne lacht mit voller Kraft vom Himmel, die bunten Frühlingsfarben knallen und kurz-kurz lockt nach draußen….übermütig radeln wir los und müssen bald feststellen, dass sich neben der Kondition auch die Technik  im Winterschlaf befindet. Die Bergabfahrten waren doch letzten Herbst noch nicht so steil? 😉 Was sich bei einigen RadlerInnen mit zunehmender Fahrpraxis wieder an Zuversicht einstellt, bleibt für die anderen ein schwieriges Thema. Dabei reicht die Palette von leichtem Unwohlsein bis hin zur totalen Panik. Spätestens im Frühjahrstrainingslager offenbart sich, dass das Bergabfahren immer noch nicht so unverkrampft und sicher läuft, wie erwünscht. (Und alle anderen aus der Gruppe bekommen es scheinbar mühelos hin…)

In den letzten Wochen durfte ich einigen selbst ernannten «hoffnungslosen» Fällen eine Unterstützung sein. Dabei stelle ich immer wieder erfreut fest, wie klein die Schraube manchmal ist, an der wir drehen und wie groß der daraus resultierende Effekt für Körper und Kopf! Schon eine falsch eingestellte Bremse, an die ich beim Unterlenker-Fahren…..stop….Unterlenker bergab fahren? Niemals! Viel zu gefährlich! Gut, dann lernen wir das jetzt….

….also, eine Bremse, an die ich kaum mit den Fingerspitzen reiche, erfüllt ihren Zweck NICHT. Ist das einmal erkannt, taucht auf dem angespannten Gesicht meist plötzlich ein erstes strahlendes Lächeln auf…

 

«hey, cool, das fühlt sich ja viel besser an!»

 

Aber damit ist ein Praxiscoaching «stressfrei bergab!» natürlich noch lange nicht zu Ende, denn nach dem technischen Teil folgt der mentale Teil: was kannst du ganz einfach und während dem Fahren selbstwirksam und aktiv tun, um deine Aufmerksamkeit dahin zu lenken, wo sie hin soll, nämlich zu dem, was du gerade tust? Und dich nicht der Flut von Gedanken und Gefühlen ergeben, die dein Gehirn angesichts eines nassen Gullideckels überschwemmt?

Erkennst du dich wieder? Dann vereinbare doch gleich einen Termin, um endlich selbstsicher und gelassen die Berge runter und um die Kurven herumzukommen…wer sich in einer kleinen Gruppe von max. 3 Teilnehmern besser aufgehoben fühlt, kann noch an einem der folgenden Termine in Heidelberg teilnehmen: 12.Mai, 16.Juni und 14.Juli. Viele meiner Klienten bevorzugen übrigens ein Einzelcoaching, weil es dann leichter fällt, über Ängste zu sprechen…

 

Neues erfahren und dann gleich ausprobieren!

 

 

PS Mein «hoffnungsloser» Fall hat übrigens über eine Woche hinweg an drei Terminen mit mir geübt…denn ich kann zwar viel, aber nicht zaubern! 😉 Mentaltraining heißt so, weil trainiert werden muss, um die gewünschte Veränderung zu erreichen….

 

Und hier das Feedback einer weiteren Teilnehmerin:

Ich habe bei Eva ein Einzelcoaching zum Thema „Stressfrei Bergab“ gemacht und kann das vorbehaltlos weiterempfehlen!!
Eva hat sich sehr viel Zeit genommen, meine individuelle Situation zu verstehen um mir dann gezielt mit für mich passenden Tipps zu helfen. Sie hat eine unheimlich angenehme und wertschätzende Art, so dass es auch kein Problem ist, über Ängste oder Zweifel zu sprechen. Ihre Hilfestellungen sind total wertvoll und auf die Person zugeschnitten, aber ohne dogmatisch zu sein. Sie lässt einem viel Zeit, die neuen Ansätze auszuprobieren. Inhaltlich habe ich sowohl viel über die richtige Technik beim (Bergab-)Kurvenfahren gelernt, als auch einige Ideen mitgenommen, mental mit den Hürden im Kopf umzugehen. Insgesamt ein tolles Gesamtpaket. Vielen lieben Dank dafür!

Mehr davon findet ihr natürlich auf meiner Rückenwind-Facebookseite!

 

 

Die Frage, welche Möglichkeiten mir Mentaltraining bei der Ausübung meines Sports bieten kann, und was das eigentlich genau ist, hat sich auch der RSV Heidelberg gestellt. Und so durfte ich im idyllisch gelegenen Forsthaus Almen im tiefen Odenwald im Rahmen des Vereinswochenendes einen Vortrag über eben dieses Thema halten. Ich mag solche Events, sind doch die Teilnehmer entspannt und offen, etwas Neues zu erfahren. Im Anschluss entwickelten sich auch einige interessante Gespräche. Wenn in eurem Verein oder Sportgeschäft ebenfalls das Interesse besteht, etwas mehr über «Erfolg wird im Kopf gemacht!» zu erfahren, dann packe ich gerne meine Tasche und komme zu euch…

…mit viel RÜCKENWIND IM GEPÄCK….:-)

 

 

neue Wege, neue Ziele, neue Perspektiven…

Auch im Bereich des  individuellen Sportmentalcoaching hatte ich einige interessante und produktive Gespräche in den letzten Wochen. Es zeigt sich eine leichte Tendenz hin zu einem häufig wiederkehrendem Thema: im Training bin ich so leistungsstark und gelassen, warum blockiert mich vor oder während des Wettkampfes so sehr das Gefühl, ich kann einfach nicht das zeigen, was ich drauf habe?

 

 

Dafür gibt es eine gar nicht so komplizierte Erklärung: beim Training im gewohnten und vertrauten Umfeld liegt deine Aufmerksamkeit ganz auf dem, was du gerade tust, zB auf deiner Technik. Im Wettkampf jedoch «verrutscht» diese jedoch: in den Fokus geraten die anderen Athleten («der sieht mit seinem teuren Rad sooo schnell aus!»), die Zuschauer («da sind Kollegen aus dem Verein, was werden die denken?») oder auch die Gegebenheiten des Wettkampfs selbst («hoffentlich komme ich mit dem Kopfsteinpflaster zurecht, was, wenn ich meine Trinkflasche verliere?»). Kurz, wir verlieren ein wenig die Kontrolle und unser Kopf bemüht sich um das Finden von guten Handlungsoptionen. Mit Gewitterwolken im Kopf lässt sich aber keine gute Leistung abrufen!

Das kannst du ÄNDERN: Wir entwickeln gemeinsam eine Wettkampfstrategie: diese umfasst sowohl die praktische Wettkampfvorbereitung als auch das Ausbilden von mentalen Techniken zur selbstwirksamen Regulation.

Und ganz am Schluss möchte ich euch noch ein sehr nettes Interview von Harald Bajohr vom soq.de Magazin zum Lesen ans Herz legen, wir haben uns so gut unterhalten, dass wir gar kein Ende gefunden haben! Hier könnt ihr es lesen!

Ich wünsche euch stets RÜCKENWIND für eure sportlichen Unternehmungen und freue mich natürlich über jede Nachricht!

Seid herzlich gegrüßt, Eva

 

 

 

Der Flow – wenn alles wie von selbst läuft…

25 Paar Augen sind auf mich gerichtet und es ist ganz still im Raum. Es ist nicht das erste Mal, dass ich vor SportlerInnen sprechen werde und inzwischen habe ich die Nervosität auch ganz gut im Griff. Einmal tief durchatmen, gerade hinstellen und nach vorne schauen…nur ein kleiner Moment und es geht los. Ist diese erste Hürde erstmal überwunden, läuft es, ja, es fließt….einige Minuten später bin ich völlig versunken im Vortrag und Gespräch mit meinen Teilnehmern und merke kaum, wie die Zeit vergeht. Mein Vortrag zur Stressregulation im Wettkampf auf der Triathlon Convention Europe vergangenes Wochenende läuft einfach gut und ich fühle mich wohl. In der Psychologie spricht man von einem Flow, den man bei vielen Tätigkeiten, und natürlich auch im Sport erleben kann. In meinem neuen Blog «Der Flow- wenn alles wie von selbst läuft….» erfahrt ihr, was das viel beschriebene Phänomen genau ausmacht. Wer ihn einmal erleben durfte, will ihn meist immer und immer wieder haben – aber kann man ihn tatsächlich selbst aktiv herbeiführen?

 

 

Da war ich völlig im Flow…

Völlig Aufgehen in der Ausführung einer Tätigkeit, hochkonzentriert und gleichzeitig entspannt sein – klingt das nicht verlockend? Mihály Csíkszentmihályi, Jahrgang 1934 und emeritierter Psychologieprofessor der Universität Chicago war der erste, der Menschen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit beobachtete und sich über das Empfinden dabei berichten ließ. Vom Chirurgen bis zum Tänzer befragte er sehr viele unterschiedliche Berufsbilder. Sie alle hatten eins gemeinsam: sie beschrieben, wie ihre Gedanken aufhörten auf zu wandern, und wie sie ganz und gar von ihrem Tun absorbiert waren. Was macht also einen echten Flow aus?

 

In den Flow zu kommen, setzt voraus, dass du beherrscht, was du tust….

 

Kriterien für den Flow (Nach dem Sportpsychologen Hans-Dieter Hermann, siehe youtube: «Make them go!»)

  • Du fühlst keinerlei Bedrohung, du fühlst dich sicher, denn du hast alles unter Kontrolle
  • Deine Aufmerksamkeit liegt nicht mehr auf dir selbst, sondern ausschließlich auf deinem Tun
  • du brauchst kein Ziel mehr, keine Belohnung, die Tätigkeit als solche ist erfüllend
  • die Anforderungen der Situation entsprechen genau deinen Fähigkeiten – du fühlst dich weder über- noch unterfordert

Ein Flow Erlebnis ist etwas sehr Individuelles, und von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt – aber grundsätzlich sind die oben genannten Faktoren immer vorhanden.

 

Loslassen ist eine Kunst 

Hach, wäre das schön, man könnte diesen Zustand immer und immer wieder herbeiführen…aber mit aktiver Anstrengung kommt man leider nicht weiter. Ganz im Gegenteil: das Geheimnis ist das Loslassen.

Loslassen kann ich dann, wenn ich meinem eigenen Können zutiefst vertraue und mir keine Gedanken oder Sorgen darüber machen muss, was alles passieren könnte.

Ich bin also überzeugt von meinen Kompetenzen. Klingt das überheblich? Nein, wer gute bis sehr gute Leistungen im beruflichen und sportlichen Bereich zeigen möchte, muss innerlich davon überzeugt sein, dass er über die dazu nötigen Fähigkeiten verfügt und dass sie zum gewünschten Erfolg führen werden! Denken wir weiter: wie komme ich am besten zu dieser schönen Überzeugung?

 

Der Weg zum Flow

Wer von seinen Kompetenzen überzeugt sein möchte, muss sich diese natürlich erstmal aneignen…und das bedeutet viel Arbeit und Geduld. Für mich mit meinem Vortrag heißt das, dass ich immer und immer wieder vor Menschen  spreche. Dabei feile ich stets an meiner Technik: wo schaue ich hin, wie atme ich, wie stehe ich da, was mache ich mit meinen Händen, wie schnell oder langsam, laut oder leise spreche ich. Diese wende ich dann in unterschiedlichen Situationen an: ich beginne vielleicht mit einem kleinen Kreis vertrauter Menschen und steigere mich dann sowohl in der Anzahl der Teilnehmer, als auch deren zunehmende Fachkundigkeit. Ich bewege mich also immer vom Leichten zum Schweren.

Und im Sport? Klar, Schwimmen, Radfahren und Laufen kann jeder. Aber beherrscht du auch die Technik? Lerne sie von Grund auf und fange «klein»an. Suche dir einen Trainer oder Lehrer, der dir genau zeigt, wie sie funktioniert – dann steigere dich langsam im Schwierigkeitsgrad. Zu viel zu früh wollen, ist zwar nachvollziehbar, kann aber auch zu nachhaltigen Frusterlebnissen führen. Dazu ein Praxisbeispiel aus meinen Radcoachings: wer gerade mal ein Jahr Rennrad fährt, verfügt meist noch nicht über die verlässliche Kompetenz auf regennasser Strasse eine steile Abfahrt zu bewältigen.

Schritt für Schritt der Kompetenz entgegen…..

 

Auch unser Gehirn belohnt unser fleissiges Streben: jedes Mal, wenn ich ein «Problem» mit meinen eigenen Mitteln erfolgreich gelöst habe, wird Dopamin ausgeschüttet – und dieses Hormon stabilisiert die neu geknüpfte Synapsenverbindung. Zukünftig wird nun tatsächlich bevorzugt auf sie zurückgegriffen...ich mache gelingende Erfahrungen und fühle mich erfolgreich. Und je erfolgreicher ich bin, umso mehr steigt auch meine Widerstandsfähigkeit, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht.

In den Flow zu kommen, Leichtigkeit zu spüren und zugleich sehr konzentriert zu sein, setzt also nicht nur den Erwerb von Fähigkeiten voraus, sondern auch die innere Gewissheit, diese in jeder Situation anwenden zu können – denn kann ich loslassen, «es» einfach passieren lassen.

Dazu passt wunderbar der Satz von  Andreas Wellinger, unserem Gold-Skispringer: Irgendwann kommt man dahin, dass man nicht mehr viel nachdenken muss, weil man weiß, dass es funktioniert.“

 

Auch das Finden und Herbeiführen des «idealen Leistungszustands» – also dem der Anforderung optimal angepassten Aktivierungsgrad begünstigt das Gefühl von Sicherheit…mehr dazu könnt ihr in meinem letzten Blog lesen.

Über die Kunst des Visualisierens und der positiven Selbstgespräche werde ich in den nächsten Blogs schreiben, Stay tuned! 🙂

In diesem Sinne wünsche ich euch ganz viele wunderbare Flow-Erlebnisse – und wer gerne noch an seiner perfekten Technik feilen und dabei seine störenden Gedanken in den Griff bekommen möchte, kann dies gerne in einem Rückenwind Seminar tun: Freiwasser, stressfrei bergab! oder die Kunst des Laufens von runningwolf.de.

Am Schluss möchte ich euch gerne noch ganz herzlich zu meinem Workshop «Kopf hoch im Wettkampf!» am 25.März in Heidelberg einladen – hier lernst du, wie du ganz praktisch und effizient mit störenden Emotionen im Wettkampf (oder Training, oder Alltag…) umgehen kannst. HIER gibt es die Infos dazu!

Let´s give the new season a good start….

 

 

 

Viele liebe Grüße,

Eure Eva

 

 

 

 

 

 

Voller Energie – wie du deinen idealen Leistungszustand findest!

Kannst du dir vorstellen, bei Minusgraden – nur mit einer Badehose bekleidet –  in ein Gewässer zu steigen, dessen Temperatur nahe dem Gefrierpunkt liegt? Diese Zeremonie vollziehen alljährlich die Anhänger des inzwischen verstorbenen Gründer der International Society of KI,  Koichi Toihei. Er ging jeweils an den ersten drei Tagen eines neuen Jahres an einen Fluss, um dort für einige Minuten still im Wasser auszuharren. Dies sollte die negativen Gedanken und Erlebnisse des vergangenen Jahres wegwaschen und Platz schaffen für neue, positive Energie. Für manch einen von uns Triathleten mag das ja ein Muss sein, weil für den Norseman trainiert werden muss und man sich daran gewöhnen möchte. Aber freiwillig? Nicht wirklich. Dennoch wünscht man sich doch in diesen langen, grauen und wintermüden Tagen manchmal auch so ein kräftigendes Ritual, um wieder neue Energie zu tanken, um sich stark zu fühlen und den Herausforderungen des Alltags besser begegnen zu können. Und sich dabei auch noch von allen störenden Gedanken und Gefühlen befreien! Die differenzierte Betrachtung des eigenen Energiezustandes ist nicht nur interessant, sondern auch ein wichtiger Baustein für den Aufbau der mentalen Stärke. In meinem Blog «Voller Energie – wie du deinen idealen Leistungszustand findest!» zeige ich Euch deshalb heute, wie ein optimaler Energiezustand für Training und Wettkampf aussehen könnte – gebe einen Ausblick darauf, wie wir ihn aktiv herbeiführen können, um mit Freude eine bestmögliche Leistung abzuliefern.

 

 

 

Die vier Energiefelder

Der amerikanische Sportpsychologie Dr James E. Loehr stellt in seinem Buch «Persönliche Bestform durch Mentaltraining für Sport, Beruf und Ausbildung» (1988) ein Modell mit vier Feldern vor. Betrachtet man die möglichen Abstufungen von Energie, findet man zwei Richtungen: von positiver zu negativer Qualität, und von hoher zu niedriger Intensität.

 

Der Ideale Leistungszustand – aufgeteilt in vier Felder nach Loehr

 

Die Leistungsfähigkeit nimmt von Feld A (sehr gute Leistungen) bis hin zu Feld D (sehr schlechte Leistungen) ab.

 

 

 

 

 

Sehr gute bis exzellente sportliche Leistungen sind immer geprägt von einer sehr hohen und positiven Energie (=Feld A): Zielstrebigkeit, Tatkraft, Bestimmtheit und Selbstvertrauen charakterisieren diesen Zustand. Hinzu kommt eine Freude und Begeisterung für das, was ich gerade tue – ich bin voll da, im Hier und Jetzt – hochkonzentriert und energiegeladen.

Sinkt die Energieintensität ab, bewege ich mich immer noch im Bereich der positiven Energie (=Feld C), fühle ich mich aber eher matt und müde, habe deutlich an Konzentrationsfähigkeit verloren, lasse mich leicht ablenken. Auch ist die Willenskraft nicht mehr ganz so ausgeprägt.

Interessant ist, dass dazwischen Feld B mit seiner sehr hohen negativen Energie (=Feld B) immer noch bessere Leistungen ermöglicht als Feld C: «mit viel Wut im Bauch habe ich wie verrückt in die Pedale getreten und mich wieder an meinen Gegner herangearbeitet..»- ein häufig zu lesender Satz in Wettkampfberichten.

Dem gegenüber steht eine sehr niedrige und negative Energie (=Feld D): wer sich gelangweilt und desinteressiert fühlt, wird kaum je die erhoffte Leistung zeigen können.

 

Richte den Blick auf dich selbst

Wie kann ich nun für mich persönlich feststellen, in welchem der vier Felder ich mich zur Zeit gerade befinde? Emotionen sind oft eine Gemengelage aus vielen verschiedenen (und auch widersprüchlichen) Empfindungen und Stimmungen, so dass eine Einordnung nicht ganz leicht ist. Deshalb orientieren wir uns lieber an dem, was wir gut benennen können. Ein erster Hinweis ist immer die Atmung: atmest du gerade tief und bewusst in den Bauch oder eher flach und gepresst? Auch die Körperhaltung spielt eine wichtige Rolle: sitzt du in diesem Moment aufrecht mit geradem Rücken und entspannten Schultern? Und haben deine Füße beide Bodenkontakt? Jetzt steh einmal auf, stell einen Fuß auf einen Stuhl und greife von unten in deine Oberschenkelmuskulatur: fühlt sie sich entspannt an oder sehr fest? Mit diesen Parametern kannst du leicht feststellen, ob du dich gerade in einem positiven oder eher negativen Energiefeld bewegst.

Um den Energiepegel zu bestimmen, lenke deine Aufmerksamkeit auf deine Gedanken: wie sehr willst du das tun, was du gerade tust? Im Alltag, im Beruf, im Sport? Wandern deine Gedanken eher in Richtung «ja, ich will schon, aber sooooo sehr nun wieder auch nicht» oder gar «ich würde lieber alles andere tun, als das jetzt» – bewegst du dich in einem sehr niedrigen Energiefeld. «Ich kann es!» oder «Ich will es!» ist Ausdruck hoher Energie, ebenso wie ein «Ich will es wirklich, aber ich bin nicht gut genug».

 

Zettel und Stift

Meinen Coachees gebe ich an dieser Stelle die Aufgabe mit, sich über einen längeren Zeitraum hinweg mit ihrem aktuellen Leistungszustand in Training und Wettkampf zu beschäftigen. Erst daraus entwickelt sich eine bestimmte Tendenz, eine Grundenergie – einmalige Betrachtungen zu einem bestimmten Zeitpunkt könnten zu sehr von der aktuellen Tagesform bestimmt sein.

 

Notiere deine Gedanken – das schafft Klarheit

 

 

 

Der ideale Leistungszustand

Wie kann ich als Athletin oder Athlet also positive Energie tanken und sie auf einem hohen Niveau halten? Vorbilder anzuschauen oder sich gedanklich immer wieder mit der Ausübung seines eigenen Sports zu beschäftigen hilft einem zunächst, zu bestimmen, welche sportartspezifischen Eigenschaften ich benötige, um gut zu sein, wenn es darauf ankommt. Unsere Energie auf der positiven Seite zu halten, erfordert viel Übung, lauern doch an allen Ecken und Enden Energiefresser (Stress, Ängste, Sorgen, Frust, Ärger).

 

Hier stelle ich euch 5 Wege zum Erhalt einer hohen positiven Energie vor:

  • Du ertappst dich ständig bei negativen Gedanken? STOP! Denke das Stop deutlich und klar oder sprich es laut aus. Ersetze nun die sorgenvollen Gedanken durch das, was als nächstes zu tun ist, so dass Kopf und Körper wissen, was zu tun ist.
  • Umgang mit negativen Emotionen: lerne, bewusst und tief zu atmen und deine Muskulatur zu entspannen.
  • Nimm aktiv eine selbstbewusste Körperhaltung ein – sie beeinflusst deine Gedanken und Gefühle positiv!
  • Trainiere deinen Fokus: bleibe bei allem, was du tust, im Hier und Jetzt. Ob du gerade isst, Auto fährst, kochst oder trainierst.
  • Übe eine freundliche und konstruktive Sprache mit dir selbst – und belohne dich für deine Erfolge!

 

Triathlon ist so herrlich bunt….und voller positiver Energie!

 

Bist du an der Ausarbeitung deines individuellen «Idealen Leistungszustandes» interessiert? Dann freue ich mich auf eine Nachricht von dir!

 

 

Nichtsdestotrotz hoffen wir natürlich auf bald mal wieder ein paar warme, freundliche Tage mit Sonnenschein – die ersten Schneeglöckchen habe ich in meinem Garten schon entdeckt!

Sportliche Grüße, Eure Eva

 

 

Quellen: Dr. James E. Loehr, Persönliche Bestform durch Mentaltraining für Sport, Beruf und Ausbildung, 1988
Sigurd Baumann, Psychologie im Sport, 2015

Where it thinks thankfully is lucky…..

 

 

Ein ereignisreiches Jahr 2017 nähert sich dem Ende – ich schaue dankbar zurück auf viele wunderbare Begegnungen mit tollen Sportler-Persönlichkeiten, motivierende Rad-und Laufseminare, sowie intensive Coaching-Gespräche. Ich durfte so viel Neues lernen und meinen Wirkungskreis spürbar erweitern! All dies wäre nicht möglich ohne die Unterstützung ganz besonderer Menschen in meiner Umgebung, die meinen Weg mit Rat und Tat begleiten…DANKE!

2018 wartet mit neuen Ideen, Projekten und Herausforderungen – ich freue mich sehr darauf!

Euch allen wünsche ich ein genußvolles Weihnachtsfest, ein paar ruhige Tage im Kreis eurer Lieben und einen glücklichen Start in das Neue Jahr!

Eure Eva

Neuroathtletik – Training mit Köpfchen

Angefangen hatte alles mit einer hartnäckigen Entzündung der Plantarsehne im rechten Fuß. Seit Februar dieses Jahr quälte ich mich damit herum, konnte monatelang kaum einen Schritt laufen, ja, nicht einmal längere Zeit darauf stehen. Aus dieser dauerhaften Schonung heraus entwickelte sich dann eine fiese Schieflage im Becken, die ich nicht nur sehen, sondern auch spüren konnte. Als ich dann mit meinem Sport Mental Kollegen Marc Uhlmann aus Potsdam im November einen Podcast aufnahm, sprachen wir auch über seine Spezialisierung auf das Neuroathletiktraining. Das machte mich doch sehr neugierig: was kann Neuroathletik leisten und wie funktioniert sie? Kann mir neben der klassischen Physiotherapie vielleicht auch ein Training mit Köpfchen weiterhelfen? Der Besuch in Potsdam stand fest. Denn alles, was durch das Zusammenspiel von Kopf und Körper möglich ist, interessiert mich brennend…..

 

 

 

Training mit Köpfchen

Habt ihr schon mal was von Neuroathletiktraining gehört? Ich bisher auch noch nicht allzu viel. Es ist auch nicht leicht, wissenschaftliche Studien dazu zu finden. Die Einbindung von neurowissenschaftlichen Erkenntnissen in das bis dahin rein biomechanische Athletiktraining nahm seinen Anfang zu Beginn der 2000er Jahre (mehr dazu auf Wikipedia) in den USA. Bei Marc in Potsdam durfte ich nun diese spannende Trainingsform auf einem sogenannten Neurotrim Gerät ausprobieren und mehr über die Zusammenhänge und Hintergründe erfahren. Für euch und mich als Triathleten wollte ich insbesondere erfahren, ob sich diese Methodik auch für Ausdauersportler eignet, deren Bewegungsmuster viel gleichförmiger als beispielsweise die eines Tennisspielers ablaufen. Dies also mein persönlicher Erfahrungsbericht….

 

Zum Start eine Bestandsaufnahme

Wenn man die Trainingsräume in Potsdam betritt, empfängt einen eine  freundliche Atmosphäre: es ist angenehm warm, gedeckte, helle Farben, leise Musik im Hintergrund. Aus dem Augenwinkel entdecke ich schon das Gerät, welches meine Dysbalance bald schonungslos zutage fördern wird. 😉

Wir beginnen mit einer genauen Anamnese, und dafür nimmt sich Marc sehr viel Zeit: meine sportliche Geschichte, meine Verletzungen und natürlich meine Ziele werden unter die Lupe genommen und festgehalten. Dann darf ich die Socken ausziehen und das erste Mal auf das wacklige Brett steigen. Gar nicht so leicht, wie es aussieht….ich komme gehörig ins Schwanken und bin dankbar für die beiden Griffe zum Festhalten.

 

 

 

Ich bin ein blauer Punkt.

In der Platte, auf der ich stehe, befinden sich feine Sensoren, die meine Bewegungen auf den Bildschirm vor mir an der Wand übertragen. Oder genauer: die Bewegungen meiner Füße, denn mit ihnen steuere ich die Platte, auf der ich stehe. Was ist die Aufgabe? Auf dem Bildschirm vor mir befindet sich ein leerer Kreis und daneben ein blauer Punkt. Und der blaue Punkt, der bin ich. Es gilt zunächst, ihn in den Kreis zu führen und dann dort auch zu halten. Klingt eigentlich ganz leicht und klappt am Anfang auch ganz gut. Zur Herausforderung wird das Ganze, wenn sich der Kreis auf dem Bildschirm zu bewegen beginnt, und ich ihm folgen soll. Oder auf einem Bein. Mit Festhalten. Ohne Festhalten. Sogar mit Liegestützen. Mein Tun kann ich dabei stets beobachten, schon die feinsten Abweichungen werden als Ausschläge auf einer Grafik angezeigt. Ha, jetzt ist mein Ehrgeiz ist geweckt. 🙂

Marc kann aus über 1000 Übungen auswählen, und ich kann euch verraten, die Schwierigkeitsstufen sind endlos…höchste Konzentration ist gefragt und ich merke schon bald die Anspannung in der Muskulatur. Und trotzdem macht es sehr viel Spaß – die ersten 90min vergehen wie im Flug.

 

 

Was passiert in meinem Kopf und Körper? 

Was passiert in meinem Kopf und meinem Körper, während ich mich auf diesem Hochleistungswackelbrett vergnüge? Über unsere Sinnesorgane nehmen wir unsere Umwelt wahr – im Training hier liegt der Fokus auf einem visuellen Reiz –  diese Reize kommen im Thalamus (=dem Tor zum Bewusstsein) an und werden von dort zum Hippocampus weitergeleitet. Hier erfolgt ein Abgleich (und das war in der Urzeit überlebenswichtig, wenn sich ein Säbelzahntiger von hinten anschlich…) mit den dort bereits abgespeicherten Erfahrungen und Informationen. Der präfrontale Kortex ist dann für die Aktivierung der entsprechenden Muskulatur als Befehl zum Handeln zuständig und wir setzen uns in Bewegung….die Zeit, die dafür gebraucht wird, wird gemessen.

Während meiner Zeit auf dem Wackelbrett kann ich förmlich spüren, wie lange es dauert, bis ich die Anforderung vom Bildschirm tatsächlich aktiv in eine Bewegung umsetzen kann. Und auch, wie schwierig es ist, ganz bestimmte Körperpartien anzusteuern. Statt mit dem Sprunggelenk, arbeite ich mit dem Knie und machmal sogar mit der Hüfte. Eine typische Ausweichbewegung, erklärt mir Marc. Hier liegt also ein riesiges Potenzial: denn gelingt es mir, meine Muskeln schneller anzusteuern, bin ich deutlich leichter, explosiver und beweglicher unterwegs. Da bin ich zwar ein Stück davon entfernt, ich erahne aber bereits, was möglich wäre. Die Aufzeichnungen von Athleten nach einigen Wochen Training sind beeindruckend, und immerhin stand hier auch schon ein Olympiasieger!

Für uns Dreikämpfer gibt es noch einen weiteren Vorteil:  mit dem Neuraoathletiktraining werden mehr und vor allem tiefere Muskelschichten angesprochen und aktiviert. Wer mit mehr Muskelmasse arbeitet, ist länger leistungsfähig, das leuchtet mir ein. Eine Hinauszögerung der muskulären Ermüdung im Triathlon – davon träume ich natürlich!

 

 

 

Aus dem Mentaltraining ist bekannt, dass neu gebildete Synapsenverbindungen ca. 5 Wochen brauchen, um eine gewisse Stabilität zu erreichen. Deshalb müsste ich auch als Grundlage 10 Einheiten absolvieren, optimalerweise 1x in der Woche, aber das hängt natürlich von den persönlichen Trainingsbedingungen ab. Und in meinem Fall von der weiten Anreise… danach genügen dann regelmäßige Auffrischungen. Und wie wir beide festgestellt haben, kann man nebenbei ganz spielerisch ein wenig Mentaltraining mitnehmen: die Atmung unter Spannung, das Einnehmen einer bestimmten Körperhaltung und ganz besonders die Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeitssteuerung.

 

Am Tag danach 

Was mir sofort beim Aufstehen auffällt, ist ein angenehm leichtes Gefühl in den Beinen – und ich bin sehr gespannt darauf, was bei meinem nächsten Lauf passieren wird! Denn inzwischen kann ich endlich wieder ein paar wenige km laufen….:-)

 

Mein persönliches Fazit

Neuroathletiktraining ist mal etwas ganz Anderes und ganz Neues, es ist kurzweilig, fordert einen heraus, macht unglaublich viel Spaß und ist auf jeden Fall eine bereichernde Erweiterung des Trainingsportfolios! Ich habe für euch einige Gutscheine für ein kostenloses Probetraining bei Marc erhalten, wer Interesse daran hat, der schreibe mir doch bitte eine kurze Nachricht an: evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie Gefühle im Sport deine Leistung beeinflussen

Was für eine unglaublich spannende und dramatische Hawaii-Nacht 2017! Drei deutsche Topathleten, drei komplett verschiedene Gefühlslagen: Patrick Lange reißt die Arme hoch in den Himmel, in seinem Gesicht das vollkommene Glück, Sebi Kienle schleicht mit hängendem Kopf und gesenkten Schultern über die Ziellinie…. und Jan Frodeno ist zu der Zeit noch draussen auf der Strecke, scherzt mit Helfern, winkt und feuert Patrick auf der Laufstrecke an, auch wenn er sich innerlich ganz bestimmt elend und mies fühlt. Beeindruckende Bilder von einem spannenden Rennen, die uns sicher noch eine ganze Weile im Kopf bleiben! Und weil Triathlon so oft mit sehr starken Gefühlen verbunden ist, wollte ich mehr über das Thema erfahren: wie entstehen Gefühle und kann ich sie steuern bzw. beeinflussen? Davon handelt mein heutiger Blogbeitrag: «Wie Gefühle im Sport deine Leistung beeinflussen «…viel Spaß beim Lesen!

 

Wer es bisher noch nicht genossen hat, hier nochmal das emotionale Zielinterview von Patrick!

 

 

Ready to race in Kona….

Wie entstehen Gefühle?

Sie begleiten uns den ganzen Tag, lenken unser Tun und bestimmen unsere Entscheidungen, mal sind sie deutlich wahrnehmbar und oft genug aber auch eher diffus. Ich habe mich gefragt, ob Gefühle quasi von alleine in uns drinnen entstehen, oder ob sie eine Reaktion auf etwas von außen sind. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. In einer Beschreibung des Sportpsychologen Sigurd Baumann haben unsere Gefühle vier verschiedene Ursachen:

  1. Als Reaktion auf äußere Wahrnehmungen: wir sehen, hören, riechen, spüren oder schmecken etwas.
  2. Eine Vorstellung als Auslöser: ich stelle mir vor, wie schön es wäre, wenn….
  3. Unser Gedächtnis wird aktiviert: ich erinnere mich an bereits Erlebtes und die damit verbundenen Gefühle tauchen wieder auf.
  4. Körperempfinden: ich fühle mich gestresst – mein Magen fühlt sich flau an….

 

Das Faszinierende dabei ist, dass unser Gehirn nicht unterscheidet zwischen Realität und Vorstellung. Ein selbst erlebter Unfall beim Radfahren kann das gleiche Gefühl von Angst auslösen wie ein _nur_ als Zuschauer erlebter Unfall. Denn unsere Gefühle sind ganz stark an die auslösende Situation gebunden – während die Umgebungsdetails eines Geschehens vielmals ein wenig verblassen in der Erinnerung, sind die erlebten Gefühle deutlich abrufbar. Kennt Ihr auch solche Situationen?

 

ein buntes Wirrwarr von Wahrnehmungen im Kopf

Sich bewußt werden – eine Wahrnehmungsübung 

Tagtäglich durchfluten uns unzählige Gedanken und Gefühle, unser Gehirn vollbringt Höchstleitungen, um diese zu sortieren und abzuspeichern. In meinen Lauf- und Radkursen fällt mir immer wieder auf, wie schwer es vielen Sportlern fällt, ihre Wahrnehmungen in passende Worte zu kleiden. Das kann man aber üben! Zum Beispiel jetzt in diesem Moment: wie sieht deine Umgebung aus, wie atmest du gerade, wie sitzt oder stehst du da, wie fühlt sich deine Muskulatur an, welche Gedanken gehen dir durch den Kopf….probier das an verschiedenen Orten aus!

 

 

 

Gefühle im Sport 

Übertragen auf den Sport kann eine sorgfältige Selbstbeobachtung auch negative und unerwünschte Gefühle aufdecken. Häufig ist der Auslöser jedoch nicht so ganz klar. Nur, dass es nicht so läuft, wie es laufen sollte…damit solltest du dich unbedingt ein wenig näher beschäftigen: in welcher Situation genau tritt das Unwohlsein auf? Wer ist daran beteiligt? Welche äußeren Umstände tragen dazu bei? Tritt vielleicht ein bestimmtes Gefühl in ganz bestimmten Situationen immer wieder auf?

 

Gefühle im Sport

 

Im Mentalcoaching würden wir nun daran gehen, das Entstehen dieser unguten (und oft genug dann leistungsvermindernden) Gefühle zu regulieren, um ruhiger und gelassener in Training und Wettkampf agieren zu können.

 

 

 

 

 

  1. Wieso lösen die gleichen Sinneseindrücke bei Menschen völlig unterschiedliche Gefühle und Reaktion aus? Warum freut sich so mancher auf eine rasante Serpentinen-Abfahrt in den Bergen, während ein anderer schon zittrige Knie bei nur dem Gedanken daran bekommt? Tatsächlich ist die Wahrnehmung von Umweltreizen nur der erste Schritt im Kopf, dann werden sie blitzschnell im Inneren bewertet – welche Erfahrungen habe ich in ähnlicher Situation bereits gemacht? War das gut für mich oder schlecht? Wir machen also kein objektives Foto von unserer Umgebung, sondern belegen die Wahrnehmung sofort mit einer subjektiven Bedeutung. Im Mentaltraining werden negative Erfahrungen durch positive, gelingende Erfahrungen überschrieben! 
  2. Auch Vorstellungen lassen sich beeinflussen – das «Denken in Bildern» wird als Visualisierungstechnik gerne genutzt. Einmal in der Entwicklung einer Bewegungsvorstellung, aber auch in der Entwicklung einer Zielvorstellung: wenn ich MEIN Ziel erreicht habe, werde ich mich stolz und zufrieden fühlen! Bei häufiger Wiederholung wirken sich diese Gedankenbilder sehr positiv aus: so hat mich die Vorstellung der glücklichen Überquerung der Ziellinie von Hawaii durch monatelanges, hartes Training begleitet!
  3. Erinnerungen und Vorstellungen hängen eng zusammen: Erinnerungen an Gefühle sind immer an die Situation gebunden, in der wir sie erlebt haben und auch hier gilt wie bei der Vorstellung: weg mit den negativen Erfahrungen, erinnere dich ganz bewußt immer wieder an deine beste Leistung, deine Empfindungen, Gedanken und die äußeren Bedingungen!
  4. Unser Körper signalisiert uns unmißverständlich, was er gerade braucht und empfindet, man muss nur die Wahrnehmung schulen. Mit dem sogenannten Embodiment ist in zahlreichen psychologischen Versuchen belegt worden, dass nicht nur Gefühle und Gedanken die Körperhaltung beeinflussen, sondern umgekehrt auch die Körperhaltung unsere Gefühle! Wer aktiv eine selbstbewußte Haltung einnimmt, tief durchatmet und entschlossen nach vorne schaut, läßt sorgenvollen und ängstlichen Gedanken keinen Raum!

 

Mit diesen Handwerkszeugen lassen sich viele Konflikte und Blockaden lösen, die im Sport auftreten – und ich begleite meine Athleten auf diesem spannenden Weg.

 

 

Diese Thematik interessiert dich ganz besonders? Dann freue ich mich auf eine Nachricht!

 

 

 

Quellen:

Psychologie im Sport, Sigurd Baumann, Meyer & Meyer Verlag, 2015, S. 252ff

Embodiment, Maja Storch, HUBER Verlag, 2011, S. 44ff

 

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